Die Falt-Smartphones haben in den letzten Monaten ihren Auftrieb in den Medien ganz schön verloren. Der Grund dafür ist der vermasselte Launch so ziemlich aller faltbaren Phones. Das Huawei Mate X ist durch den Huawei Ban etwas gecrasht, das Samsung Galaxy Fold ist auseinandergebrochen und alle anderen Modelle wie beispielsweise das FlexPai von Royole sind etwas aus dem Rampenlicht geschoben worden, als klar war, dass Huawei und Samsung mitmischen.
Aus alt mach neu
Wie ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit sieht das Motorola Klapphandy aus, das bei den Großeltern zuhause im Schrank liegt. Das Flip-Phone hatte aber vor allem eines: Coolness. Der Griff zur Tasche und diese geschmeidige Handgelenkbewegung, wenn du das Display praktisch aufwirfst. Der Nostalgiegedanke war schön, bis die ersten Prototypen veröffentlicht wurden.
Die Falt-Phones waren vielmehr zu Falt-Tablets mutiert. Als ob zwei normal große Smartphones zu einem großen verschmolzen sind. Das Problem mit dem faltbaren Display stand natürlich im Vordergrund.
Das Display steht genau an der Knickstelle unter einer Menge Belastung. Da ist es nicht verwunderlich, dass es genau dort zu starken Gebrauchsspuren kommt. Nun ist das bei einem Smartphone, welches über 20-mal am Tag auf- und zugeklappt wird, natürlich etwas suboptimal. OLED-Displays sind zwar relativ flexibel, allerdings muss das Display dennoch geschützt werden. Und beim flexiblen Displayschutz liegt genau das Problem. Er sollte sich nicht billig nach Plastik anfühlen, muss aber flexibel genug sein, um ihn über Jahre hinweg nutzen zu können.
Bei einem „Billighersteller“ ist das Display an der Knickstelle schnell ausgeleiert und stand etwas hervor. Selbst Samsung ist bei den ersten Prototypen bei der Knickstelle ins Straucheln geraten. Diese Produktreihe wurde aber zurückgerufen und das Problem ist seitdem behoben.
Die große Stärke der faltbaren Smartphones
Der Medienkonsum auf solch einem Bildschirm ist dagegen aber eine Wonne. So viel Stauraum im Gerät für Rechenpower, Akku und Lautsprecher macht sich bemerkbar. Für Vielflieger und Pendler, die mit dem Zug unterwegs sind, ist ein faltbares Smartphone ein richtiges Upgrade der Lebensqualität. Ein herkömmliches Tablet könnte das zwar auch, allerdings musst du dann eine Extratasche für das Tablet mitnehmen.
Das faltbare Smartphone hingegen lässt sich in einer Hosentasche verstauen. Das ist wohl allgemein gesehen einer der größten Vorteile: Der Medienkonsum eines Tablets und die Kompaktheit eines normalen Smartphones.
The Gap und andere Schwierigkeiten
Es hat sich herausgestellt, dass sich Displays nicht so leicht falten lassen. OLED-Displays an sich sind zwar flexibel, allerdings nicht ganz ohne Toleranzbereich, der eine kleine Lücke hinterlässt. Die Schutzoberfläche macht es nicht unbedingt einfacher. So ist „The Gap“ entstanden. Eine kleine Lücke genau am Knick ist also nicht zu vermeiden.
Geräte wie das Huawei Mate X haben dazu interessante Lösungen entwickelt. Dort geht das Display um die Außenseite des Gerätes. Der Knick ist außerdem kein richtiger Knick, sondern ein Gelenk. Somit gibt es keine Lücke mehr und das Gerät ist ein „solider“ Block, solange es zusammengefaltet ist. Das Samsung Galaxy Fold ist aber ebenfalls auf solch ein Gelenk umgestiegen. Außerdem steht der Rand um das Display leicht hervor. Damit wird verhindert, dass Display auf Display liegt.
Einen herkömmlichen Screen Protector auf das Display zu kleben wird sich als schwierig erweisen. Das faltbare Smartphone wirst du in der Regel also komplett ohne Schutzhülle oder anderen Accessoires tragen müssen. Lediglich Skins von Marken wie D-Brand oder Slickwrap schaffen Abhilfe. Die Hüllen, die es für die faltbaren Smartphones gibt, lassen das Gelenk in der Regel offen.
Gerade bei einem so teuren Gerät ist das ein kleiner Dorn im Auge. Bei einem Displaybruch hat deine Geldbörse richtig viel Spaß. Nehmen wir als Beispiel das Samsung Galaxy Fold. Stolze 2100 € legst du für das faltbare Smartphone auf den Tisch. Für den Ottonormalverbraucher sind diese Geräte also gar nicht ausgelegt. Es muss ja auch nicht immer das Flaggschiff sein.
Falt-Smartphones in den nächsten Jahren
Die erste Runde an Prototypen ist auf dem Markt und hat immerhin einen Schritt in Richtung Zukunft gesetzt. Vor allem Samsung und Huawei investieren astronomische Summen in die Forschung der hausinternen Technologien. Es ist also ziemlich sicher zu sagen, dass die nächste Generation der Falt-Smartphones kommen wird und ihre Kinderkrankheiten ausgebügelt hat. Die Frage ist nur, wie lange es noch dauern wird.
Samsung hat bereits das Galaxy Z Flip angekündigt. Dieses Gerät lehnt sich vom Design her stark an die alten Motorola-Handys an. Ob sich das Z Flip schon in die Reihe der günstigen Smartphones einreihen wird, wie Samsung angekündigt hat, wird sich erst im Februar zeigen.
Vom Preis her dürfte sich aber nicht viel ändern. Freunde der faltbaren Smartphones müssen also tief in die Tasche greifen, um ebenfalls in den Genuss der Zukunft zu kommen. Samsung wird in den nächsten Jahren unserer Meinung nach an der Pole Position bleiben, was die faltbaren Smartphones angeht. Huawei muss sich erst einmal vom Huawei-Ban erholen.
Bilder: Samsung Galaxy Fold / Samsung PR