Ein digitales Notizbuch, ein E-Reader mit Farbdarstellung, ein Android-Tablet mit Stylus-Funktion und dabei augenschonend wie Papier: Das neue BOOX Note Air4 C will vieles zugleich sein. In unserem ausführlichen Praxistest haben wir das E-Ink-Tablet im Alltag getestet – und geprüft, ob es den hohen Anspruch an Flexibilität, Performance und Usability erfüllen kann.
Technische Daten im Überblick
Komponente | Details |
---|---|
Display | 10,3″ Kaleido 3 Farb-E-Ink, 300ppi (SW), 150ppi (Farbe) |
Prozessor | Octa-Core CPU (50% schneller als Vorgänger) |
RAM | 6 GB |
Speicher | 64 GB intern, per microSD auf bis zu 2 TB erweiterbar |
Betriebssystem | Android 13 mit Google Play Store |
Akku | 3.700 mAh, bis zu 5 Wochen Laufzeit |
Konnektivität | Wi-Fi, Bluetooth, BOOXDrop, Cloud-Dienste |
Stylus | BOOX Pen Plus, druckempfindlich, magnetisch haftend |
Gewicht | 420 g |
Preis | 549,99 EUR |
Erster Eindruck: Schlankes Design, solide Verarbeitung
Schon beim Auspacken vermittelt das Note Air4 C einen hochwertigen Eindruck. Die Verpackung ist aufgeräumt, minimalistisch und unterstreicht die Positionierung des Produkts als Premium-Gerät. Der erste Griff zum Gerät überrascht: Mit nur 5,8 Millimetern Gehäusedicke wirkt es extrem schlank und dennoch stabil. Die Rückseite aus Aluminium mit mattem Finish ist nicht nur optisch ansprechend, sondern auch ausgesprochen rutschfest und resistent gegen Fingerabdrücke.
Das klassisch-asymmetrische Design mit breitem Seitenrand rechts bietet ergonomische Vorteile: So lässt sich das Gerät auch über längere Zeit bequem in einer Hand halten – ideal für Vielleser, die auf dem Sofa oder unterwegs gern mit nur einer Hand lesen. Der breitere Rahmen integriert zudem unauffällig den Power-Button, der flach eingelassen und dadurch vor versehentlichen Berührungen geschützt ist.
Der mitgelieferte BOOX Pen Plus haftet magnetisch am oberen Rand des Geräts und rastet dort sicher ein – nicht so fest wie bei iPad-Pro-Modellen, aber ausreichend für den Transport in der Tasche. Aufgeladen wird der Pen über ein separates USB-C-Kabel, das im Lieferumfang enthalten ist. Die Verarbeitung des Stifts selbst wirkt hochwertig: Er liegt angenehm in der Hand, ist gut ausbalanciert und bringt eine wechselbare Spitze mit. Die Oberfläche erinnert an Soft-Touch-Kunststoff, wodurch der Griff sicher bleibt – auch bei längerem Schreiben.
Insgesamt vermittelt das BOOX Note Air4 C direkt beim Auspacken und ersten Anfassen den Eindruck eines durchdachten, gut verarbeiteten und klar positionierten High-End-Produkts im E-Ink-Segment. Die Kombination aus Ästhetik, Ergonomie und Materialwahl ist in dieser Gerätekategorie derzeit nahezu einzigartig.
Display: Farbiges E-Ink mit Schwächen und Stärken
Das Herzstück des BOOX Note Air4 C ist zweifellos das neue Kaleido 3 Farb-E-Ink-Display mit einer Diagonale von 10,3 Zoll. Es bietet eine Schwarz-Weiß-Auflösung von 300 ppi und eine Farbauflösung von 150 ppi. Damit richtet es sich nicht nur an Leser von Belletristik, sondern auch an Anwender, die mit farbigen PDFs, Comics, wissenschaftlichen Grafiken oder Präsentationen arbeiten wollen.
Die Farbdarstellung ist dabei typisch E-Ink: weich, pastellig und ohne echte Leuchtkraft – im direkten Vergleich mit klassischen LCDs oder OLEDs wirkt alles gedämpfter. Dennoch ist der visuelle Zugewinn gegenüber einem monochromen Display enorm: Hervorhebungen in PDFs lassen sich farblich besser unterscheiden, Tabellenstrukturen sind intuitiver erfassbar, und selbst bei Comic-Lesern kommt echtes Lesevergnügen auf – so lange man keine knalligen Farben erwartet.
Stark ist das Display in seiner Lesbarkeit bei Tageslicht. Durch die rein reflektive Displaytechnik gibt es kein Blenden oder Spiegeln, auch nicht in direkter Sonne. Der Bildschirm bleibt stets gut ablesbar – ein echter Vorteil gegenüber klassischen Tablets. Zusätzlich bietet das BOOX Note Air4 C eine regelbare Frontbeleuchtung mit einstellbarer Farbtemperatur – von kaltweiß bis warmgelb. So kannst du das Display an jede Lichtsituation anpassen, egal ob beim Arbeiten am Schreibtisch oder beim Lesen im Bett.
Einziger Kritikpunkt: Ein Lichtsensor für die automatische Anpassung fehlt – hier muss manuell nachgeregelt werden. Ebenfalls typisch E-Ink: Ghosting-Effekte, bei denen Schatten der vorherigen Seite sichtbar bleiben. Diese lassen sich durch manuelles oder automatisches Refresh zwar beheben, stören im Lesefluss aber gelegentlich.
Für Multimedia-Anwendungen wie Videos oder schnelles Scrollen bietet das Note Air4 C unterschiedliche Refresh-Modi – von „HD“ bis „Ultrafast“. Letzterer reduziert die Geisterbilder, geht aber auf Kosten der Bildschärfe. In der Praxis funktioniert das erstaunlich gut – für E-Mails, Webseiten oder sogar leichte YouTube-Nutzung ist das Display trotz E-Ink-Basis erstaunlich vielseitig einsetzbar.
Unterm Strich bietet das Kaleido-3-Panel eine einzigartige Kombination aus Augenschonung, Tageslichttauglichkeit und Farbunterstützung, die aktuell kaum ein anderes Gerät in dieser Form bietet – mit ein paar einkalkulierbaren Kompromissen.
Bedienung & Software: Android 13 mit nahezu unbegrenzten Möglichkeiten
Mit Android 13 an Bord spielt das BOOX Note Air4 C in einer ganz eigenen Liga. Im Gegensatz zu klassischen E-Readern wie Kindle oder Kobo bietet es vollen Zugriff auf den Google Play Store – damit sind praktisch alle Android-Apps installierbar, von Office über Kalender bis hin zu Lese- und Kreativtools wie Kindle, Onleihe, Libby, Notion, OneNote oder Adobe Acrobat. Besonders praktisch: Auch E-Mail-Clients, Browser und Cloud-Dienste wie Google Drive, Dropbox oder OneDrive funktionieren ohne Einschränkungen.
Die neue tabletartige Benutzeroberfläche von BOOX orientiert sich an Android-Tablets: Der Startbildschirm lässt sich mit Widgets, App-Gruppen und Schnellzugriffen personalisieren. Die Systemsteuerung ist klar gegliedert, die wichtigsten Funktionen – WLAN, Display, Stylus, Cloud – sind direkt erreichbar. Der integrierte Dateimanager unterstützt Drag & Drop, und per BOOXDrop lassen sich Dateien drahtlos mit PC, Smartphone oder Mac synchronisieren.
Ein echtes Highlight ist der Split-Screen-Modus, mit dem zwei Apps nebeneinander genutzt werden können. So lassen sich etwa auf der linken Seite PDFs oder Webseiten lesen, während rechts handschriftliche Notizen im Notizbuch entstehen. Die Größe der Fenster ist per Schieberegler anpassbar. Dank 6 GB RAM und einer deutlich schnelleren Octa-Core-CPU läuft das System im Alltag flüssig. Nur bei sehr grafiklastigen Apps oder großen PDFs merkt man die Grenzen des E-Ink-Panels, etwa durch leichte Verzögerungen oder Ghosting-Effekte – das ist aber der Technologie geschuldet, nicht dem Prozessor.
Insgesamt bietet das Note Air4 C eine ungewohnte, aber ausgesprochen mächtige Software-Erfahrung im E-Ink-Bereich: Die Kombination aus offener Plattform, flexibler Oberfläche und gezielten Optimierungen für das stromsparende Display machen es zu einem der vielseitigsten digitalen Notizgeräte am Markt.
Notizen & Schreiben: Pen-Input auf neuem Niveau
Das BOOX Note Air4 C entfaltet sein volles Potenzial erst mit dem BOOX Pen Plus – und das spürt man sofort beim Schreiben. Der Pen arbeitet nahezu verzögerungsfrei, liegt ausgewogen in der Hand und erkennt sowohl Druckstärke als auch Neigungswinkel präzise. Die Reibung zwischen Spitze und Bildschirm ist so abgestimmt, dass echtes Papier-Feeling aufkommt – ein deutlich natürlicheres Schreibgefühl als bei vielen herkömmlichen Tablets.
Besonders hervorzuheben sind die digitalen Werkzeuge: Das Shape Tool korrigiert automatisch unsaubere Linien oder Formen – ideal für Skizzen, Mindmaps oder technische Zeichnungen. Mit Smart Scribe kommt eine KI-gestützte Handschrifterkennung ins Spiel, die nicht nur leserlich schreibt, sondern handschriftliche Notizen in editierbaren Text umwandelt – auf Wunsch sogar in Echtzeit. Die Erkennungsrate ist hoch, selbst bei schneller Handschrift oder Mischformen aus Druck- und Schreibschrift.
Ein großer Pluspunkt ist die Gliederungsfunktion: Du kannst deine Notizen strukturieren, Kapitel anlegen, einzelne Einträge verschieben und in Hierarchien sortieren. Alles lässt sich zudem mit Tags versehen und über die BOOX-Cloud, Dropbox oder Google Drive synchronisieren – ideal für alle, die digital organisieren und archivieren möchten.
Einziger echter Wermutstropfen: Am Stift fehlt ein physischer Radiergummi, wie man ihn von Konkurrenzprodukten kennt (z. B. Microsoft Surface oder reMarkable). Stattdessen erfolgt das Löschen per Software-Geste oder über das Radierwerkzeug im Menü. Das funktioniert zwar zuverlässig, wirkt aber weniger intuitiv im schnellen Arbeitsfluss.
Das Note Air4 C liefert also eine der besten Notizfunktionen im E-Ink-Bereich – durchdacht, reaktionsschnell, vielfältig anpassbar und absolut alltagstauglich für Schule, Uni oder Beruf.
Lesen und Annotieren: Mehr als nur EPUB
Das BOOX Note Air4 C versteht sich nicht als klassischer E-Reader – und das merkt man besonders beim Lesen und Bearbeiten von Inhalten. Der hauseigene NeoReader ist weit mehr als ein einfacher Viewer: Er unterstützt eine Vielzahl an Dateiformaten wie PDF, EPUB, MOBI, DOCX, TXT, HTML, CHM, CBR, CBZ und mehr. Selbst komplexe Layouts in wissenschaftlichen PDFs oder Magazinen werden zuverlässig dargestellt.
Das Highlight: Handschriftliche Anmerkungen direkt im Dokument. Du kannst während des Lesens mit dem Stylus Notizen auf Buchseiten machen, Textstellen markieren, Linien ziehen, Kommentare hinzufügen oder Skizzen in PDFs integrieren. Der Wechsel zwischen Lesemodus und Bearbeitungsmodus funktioniert nahtlos – eine Funktion, die man bei klassischen E-Ink-Readern vergeblich sucht.
Besonders gelungen ist die Kombination mit den Cloud-Diensten: Notizen und bearbeitete Dokumente lassen sich automatisch mit Google Drive, Dropbox, OneDrive oder der Onyx-Cloud synchronisieren. Über BOOXDrop können Dateien außerdem drahtlos zwischen PC, Smartphone und Tablet ausgetauscht werden – ganz ohne Kabel oder zusätzliche Apps.
Für Nutzer von Drittanbieter-Apps wie Kindle oder Libby gibt es Einschränkungen: In diesen Apps ist keine direkte handschriftliche Annotation möglich, lediglich Textmarkierungen und digitale Notizen werden unterstützt. BOOX bietet hier als Workaround die sogenannte FreeMark-Funktion – mit ihr kann der Bildschirminhalt annotiert werden, allerdings wird das Ergebnis lediglich als Screenshot gespeichert. Für strukturierte Nachbearbeitung ist das nur bedingt geeignet.
Das Note Air4 C überzeugt als vollwertiges Arbeitsgerät für Leser, Studierende und Profis, die nicht nur konsumieren, sondern aktiv mit Texten arbeiten wollen. Kein anderes E-Ink-Device im Markt bietet in dieser Kombination so viel Lesefreiheit und Bearbeitungsfunktionalität.
Multimedia: Ja, aber mit Einschränkungen
Das BOOX Note Air4 C ist primär ein E-Ink-Tablet für Text, Notizen und ruhige Inhalte – und dennoch überrascht es mit solider Multimedia-Funktionalität. Bluetooth 5.0 ermöglicht die reibungslose Verbindung mit drahtlosen Kopfhörern, Lautsprechern oder Soundbars. Musik, Podcasts und Hörbücher lassen sich über Apps wie Spotify, Audible oder Pocket Casts problemlos streamen oder lokal speichern.
Auch ein interner Lautsprecher ist verbaut – klanglich nicht spektakulär, aber völlig ausreichend für Sprachinhalte wie Hörbücher oder Sprachmemos. Wer auf kabelgebundenes Audio setzt, wird jedoch enttäuscht: Ein klassischer Kopfhöreranschluss fehlt, und USB-C-Audio wird nicht von allen Dongles unterstützt.
Videos? Ja – aber mit klaren Einschränkungen. Aufgrund der langsamen Refresh-Rate des E-Ink-Displays ist Bewegtbild eher ein Bonusfeature. Selbst mit aktiviertem „Ultrafast“-Modus wirken YouTube-Clips oder TikToks träge, mit deutlich reduziertem Kontrast und Ghosting-Artefakten. Farben erscheinen zudem sehr gedämpft – wie durch eine matte Folie betrachtet. Für gelegentliche Tutorials, Slideshows oder Slow-Motion-Videos mag das reichen – für Entertainment und Serien solltest du lieber zu einem konventionellen Tablet greifen.
Positiv: BOOX bietet gleich vier Refresh-Modi (HD, Balanced, Fast, Ultrafast), die je nach Anwendung angepasst werden können. Während „HD“ für gestochen scharfe Textdarstellung sorgt, reduziert „Fast“ das Ghosting beim Scrollen in Browsern oder in Apps. „Ultrafast“ maximiert die Bildrate – auf Kosten der Detailtreue. So lässt sich das Display anpassen, ohne ständig in die Einstellungen gehen zu müssen.
Als Audioplattform ist das Note Air4 C erstaunlich flexibel. Für Video hingegen bleibt das Gerät ein „Kann, aber lieber nicht“-Kandidat – und das ist bei einem E-Ink-Tablet auch völlig in Ordnung.
Akku & Laufzeit: Stromsparen auf hohem Niveau
Das Note Air4 C überzeugt mit einer sehr guten Akkuleistung. In unserem Langzeittest reichte eine Ladung für rund 5 Wochen bei moderater Nutzung (täglich 1h Lesen, 30min Schreiben). Selbst mit WLAN und Cloudsync aktiviert bleibt der Stromverbrauch niedrig. Geladen wird via USB-C, ein Netzteil ist allerdings nicht im Lieferumfang enthalten.
Fazit: Ideal für Profis, Vielleser und Digital-Kreative
Das BOOX Note Air4 C ist kein Einsteiger-E-Reader. Wer einfach nur Bücher lesen möchte, ist mit einem Kindle Paperwhite besser bedient. Wer aber ein echtes Arbeits- und Kreativwerkzeug sucht, das Lesen, Schreiben, Planen, Skizzieren und Recherchieren auf einem augenschonenden Display vereint, findet hier ein einzigartiges Tool.
Stärken:
- Hochwertiges, farbiges E-Ink-Display mit hoher Auflösung
- Offenes Android 13-System mit Play Store
- Starker Stylus mit vielseitigen Notizfunktionen
- Multitasking mit Split-Screen
- Exzellente Akkulaufzeit
Schwächen:
- Farbdarstellung bleibt E-Ink-typisch blass
- Ghosting bei Seitenwechseln
- Kein Lichtsensor, keine Lautstärketasten
- Preislich eher im Premiumsegment
Bewertung
Kategorie | Wertung (1–10) |
---|---|
Displayqualität | 8 |
Stift-Performance | 9 |
System/Software | 9 |
Multimedia | 6 |
Akku | 10 |
Gesamt | 8,5/10 |
Empfehlung: Das BOOX Note Air4 C ist ein digitales Multitool für anspruchsvolle Leser, Notizenmacher, Planer und Tech-Enthusiasten. In seiner Nische ist es derzeit nahezu konkurrenzlos.
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